Einleitung:
Beim Streetwork sprach mich vor kurzem ein Bekannter an: „Hast Du schon gehört? Die Bibel muss umgeschrieben werden. Jetzt ist das Judas-Evangelium entdeckt worden. Judas ist gut! …“.
Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, wie sehr doch die Menschen Artikel, wie zum Beispiel aus dem NATIONAL GEOPRAPHIC oder aus lokalen Zeitungen total ernst nehmen. Natürlich hatten mich auch diverse Artikel und Gespräche erreicht und dadurch konnte ich mitreden, wovon mein Bekannter sprach. Ich bin nicht von einigen Auffassungen überzeugt worden, die vor einiger Zeit kursierten.
Auch hier sehe ich mich veranlasst einige klare Worte zu schreiben:
Das Judas-Evangelium – Muss die Bibel erweitert oder sogar umgeschrieben werden?
Über den Fund und die Datierung des Judas-Evangeliums:
Das Judas-Evangelium ist Teil einer Manuskript-Sammlung, die auf das 3./4. Jahrhundert nach Christus datiert. Bereits in den 1970iger Jahren gelangte dieser Text aus Ägypten zu der Schweizer Maecenas-Stiftung. Nach jahrelanger Restaurierungen, Übersetzungen und Auslegungen durch Experten wurde nun jetzt erst die Übersetzung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wer war überhaupt Judas?
Judas war ein engster Vertrauter und Nachfolger Jesus. In den Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wird davon berichtet. Zudem hat Judas nach diesen Evangelien sich als Werkzeug des Teufels benutzen lassen und Jesus für 30 Silbergroschen an die Römer verraten und überliefert. Später soll sich Judas erhängt haben.
Matthäus-Ev. Kapitel 26 Verse 14-16:
“Da ging hin der Zwölf einer, mit Namen Judas Ischariot, zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben ? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von dem an suchte er Gelegenheit, dass er ihn verriete.“
Warum ist gerade das Judas-Evangelium so interessant?
Tatsächlich liefert eine christliche Schrift eines Kirchenvaters aus dem 2.Jahrhundert n.Chr. Hinweise, dass ein Judas-Evangelium existiert. Ob es sich dabei um dieses Judas-Evangelium und nicht um ein anderes Judas-Evangelium handelt ist stark umstritten.
Dadurch liefert die erst kürzlich veröffentliche Übersetzung mit deren Inhalt Gründe zur Diskussion.
Was unterscheidet das Judas-Evangelium von den anderen Evangelien?
Das Judas-Evangelium ist eher positiv auf Judas ausgerichtet. Judas wird als „Held“ und treuester Jünger Jesus dargestellt, der ihn als einziger Jünger wirklich verstanden haben soll. Nach dem Judas-Evangelium bat Jesus seinen Jünger Judas darum, ihn an die Römer auszuliefern.
Judas-Evangelium:
Du wirst sie alle übertreffen, denn Du wirst den Menschen opfern, der mich kleidet.“
War Judas wirklich ein Held, wie es dargestellt wird?
Die biblischen Texte, besonders die vier Evangelien, liefern einige Hinweise.
Im Markus Evangelium steht zum Beispiel, dass Jesus den verfluchte, der ihn überliefern würde.
Markus-Ev. Kapitel 14 Vers 21:
„Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht; wehe aber jenem Menschen, durch welchen der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.“
Über das Ende des Judas wird zum Beispiel auch im Matthäus-Evangelium geschrieben, wo Judas erst die Konsequenz seines Verrates erkannte.
Matthäus-Ev. Kapitel 27,3-5:
„Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, daß er verurteilt wurde, gereute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Siehe du zu. Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich.“
Aber sogar in der Apostelgeschichte nach Lukas, was kein Evangelium ist, steht auch ein negatives Wort über Judas.
Apostelgeschichte Kapitel 1 Vers 18:
"Der (Judas) hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. ..."
Demnach erscheint Judas nicht derjenige zu sein, wie er im Judas-Evangelium beschrieben wird. In den biblischen Texten wird über Judas ein negatives Bild vermittelt.
Alleine deshalb, sollte man an der Echtheit der geschriebenen Ereignisse im Judas-Evangelium zweifeln.
Fazit:
Zum Nachdenken möchte ich nur raten:
Wem glaubt man mehr und schneller? Der Masse der Texte, die eine einheitliche Darstellung vertreten oder doch einem einzelnen Text?
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Autor: MathiasQuellen:
NATIONAL GEOGRAPHIC + diverse Zeitungsartikel
Artikel von http://www.hoffnung.de (Gemeinde in Berlin Mariendorf)
Radiointerview vom soulfood-radio mit Dr.Martin Heid (Orientalistik Forscher) http://www.soulsaver.de (München)